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Wie GooglePlus, Circles und Hangout mit Facebook konkurrieren – Verschwindet bald der „Share on Facebook“-Button bei YouTube?

Screenshot Homepage Google+In den vergangenen Wochen wurde viel über den neuen Google-Dienst Google+ und deren imanente Services Hangout oder Circles geschrieben. Häufig wurde kolportiert,  Google habe mit dem neun Dienst  Google+ ein eigenes Social Netzwerk aus dem Boden gestampft und greife nun Facebook an. Gut ist an Google+ das es  – anders als bei neuen Diensten der Vergangenheit , wie etwa Google Buzz nicht aufgesetzt und hinzu programmiert wirkt. Google+ versucht alle bekannten Google-Funktionen im neuen Netzwerk zusammenzufassen und mit neuen Funktionen wie der Videokonferenz Hangout oder dem Networking-Tool Circles garnieren. Von einem sozialen Netzwerk ist Google+ aber noch ein Stück entfernt. Google+ bietet viele Funktionen und features – die Zusammensetzung der Reichweite sind daher wohl eher Advanced User, die nicht in privaten und spontanen Situationen zu erreichen sind. Genau das macht Facebook aber für Werber, Marken und Produkte interessant.

Google+ Reichweite und Werbepotential

Geschickt geht Google+ from the scratch mit einer enormen Reichweite an den Start. Die Eintrittskarte für Google+ ist ein Google-Account.  Durch Dienste wie G-Mail, Google-Analytics, Google-Docs, Google Adwords, Picasa oder vor allem auch YouTube haben den bereits sehr viele Nutzer weltweit – was Google+ eine gute Ausgangslage beschert. Google-Fans  erwarten von eben dieser  Verbindung der bisherigen Google-Produkte in einer Plattform ein Social Network mit extrem viel Daten und einem sehr  großen Potential. So ist in den AGB auch hier bei der Anmeldung gleich hervorgehoben: „Google darf meine Informationen verwenden, um Inhalte und Werbeanzeigen auf Websites Dritter zu personalisieren“.Google+ sieht wie facebook aus - ista ber ganz anders.

 

Abzuwarten bleibt hier allerdings, ob Marketingverantwortliche,  Webmaster oder Betreuer von Kindergarten-Newsgroups, die aus verschiedenen technischen Gründen bisher einen Google-Account haben, sich über Google+ mitzuteilen und auszutauschen. Diese Position hat Facebook sehr weit nach vorne getrieben – mein Cousin oder meine Schwiegermutter schauen sich hier Bilder von Nichten an oder posten, wo sie gerade Urlaub machen – die haben aber von keinem der genannten Google-Dienste je was gehört und verbinden Google mit „Suchen“. Das größte Potential wird hier, wenn es Googles Strategie ist, die Verknüpfung mit YouTube haben, denn hier ist die Zielgruppe bereit soziale Inhalte zu teilen. Wer weiß vielleicht verschwindet bald der „Share on Facebook“-Button bei YouTube….

Google+  – Postings im Stream lesen

Ähnlich wie nach dem Relaunch der professional Networks Xing und LinkedIn steht nun auch bei Google+ der „Stream“ im Vordergrund. Nutzer geben hier in Form eines kurzen Postings Ihren Beitrag zum Informationsfluss innerhalb des Netzwerks. In der Regel sind das kurze prägnante gut verschlagwortete Zweizeiler die einen (gekürzten) Link zu einer Seite mit weiterführenden Informationen enthalten oder einfach nur Statements zur Diskussion stellen. Diese Posts kann man nun mit +1 liken, teilen und Kommentieren. Pluses (bei Facebook likes), Shares und Comments werden dann auf der eigenen Homepage angezeigt und dort wo sie herkamen beziehungsweise hingehen: So erreicht man eine virale Verbreitung von Informations-Happen. Die Startseite – zur Zeit treffend mit „Stream“ überschrieben gleicht aufs Detail der von Facebook – nur das die Hauptelemente nicht blau sind, was der ein oder anderen Usability-Agentur Aufträge bescheren könnte, wenn Unternehmen beginnen sich auf Google+ zu präsentieren.

Video –Konferenzen mit Google+ Hangout

Google+ bietet mit Hangouts eine gute und kostenfreie Option sich per Live-Video-Chat in einer Gruppe gemeinsam zu unterhalten. Das wird vor allem junge Smartphonenutzer begeistern, die hier zur Zeit auf performanceschwache oder kostenpflichtige Alternativen zurückgreifen müssen. Die Integration von Microsofts Skye bei Facebook hinkt hier hinterher.

Google+ Networking Funktion Circles

Die neue Funktion Google Circles bietet in der Tat einen interessanten Networkingansatz, der sicher im beruflichen Umfeld nützlich ist und – wie bei Twitter das „Folgen“ ohne Erlaubnis zulässt. Ähnlich wie bei Twitter kann man bei Google+ Personen die interessantes von sich geben oder Schlagworte zu Interessengebieten in Ihre Profile pflegen, über die Suche finden und ihnen dann folgen. Bei Facebook geht das nur mit Firmenseiten (Pages) – bei Profilen von Personen und Meinungsführern  geht das nur per Freundesanfrage mit Bestätigung – Facebook ist da eben etwas privater.

Google Circles bietet nun die spannende Option den Kreis derer mit denen man verknüpft ist oder denen man folgt  per Drag& Drop in Themenkreise „Circles“ aufzuteilen. Eine Person kann dabei in mehreren Circles gelistet sein. Die Person kriegt dabei nicht mit in welchem Circle sie gelistet wird (Schmarrn oder Meinungsführer) ; ein wichtiger Faktor scheint aber in Zukunft zu werden in wie vielen Circles eine Person überhaupt geführt wird, denn das gibt Auskunft über entweder eine vielschichtige Person mit vielen Followern zu verschiedenen Themen oder einen Meinungsführer mit vielen Followern zu einem Thema. Allerdings kann man sich die Kreise selbst anlegen und benennen und umbenennen, was eine semantische Zuordnung nicht einfach machen wird – wir sind gespannt!
Eine Networking-Funktion wie Google Circles hätte man sich bei dem Relaunch von Xing gewünscht. Das professional Network hatte im Frühjahr einen großen Schritt in Richtung Facebook gemacht, aber im wesentlichen nur die Posting-Funktionen in den Vordergrund gerückt. Damit wurde die Aktualität der Beiträge und Gedanken der Nutzer mehr gewichtet. Jeder Nutzer des Dienstes mit dem sich Berufstätige in ihren jeweiligen Branchen über News und Wissen austauschen, kann nun seinen „Senf“ ohne große Barriere zugeben und auf rege Diskussionen hoffen.  Eine sinnvolle Einteilung der vielen Geschäftskontakte ist nach wie vor nur über ein etwas umständliches und nichtlernfähiges Taging möglich..

Fazit: Google+ ist trotz Hangout noch kein soziales Netzwerk und von Facebook weit entfernt

Holger Schmidt alias Netzökonom von der FAZ gibt Google+ Chancen, denn Google habe „eine vielfach größere Zahl an Software-Ingenieuren an Bord, die nach dem erfolgreichen Einstieg in den Markt das Innovationstempo hochhalten werden.“ Es ist fraglich, ob die Facebooknutzer – die hier mal als Maßstab für den Nutzer Sozialer Netzwerke genommen werden sollen – tatsächlich an Innovationen interessiert sind. Häufig ist zu beobachten, dass Fans und Follower mit großen Änderungen auf Facebook schon jetzt kaum mitkommen – eventuell erwarten sie eher Einfachheit und Stabilität.

 

Am ehesten könnte sich hier Hangout etablieren – eine (kostenfreie) Möglichkeit Videokonferenzen mit anderen Nutzern durchzuführen. Hangout könnte sich vor allem bei dem jüngeren Teil der Zielgruppe mit Smartphones etablieren. Der vergleichbare Dienst bei Microsofts Skype ist noch nicht ordentlich in Facebook integriert und zudem kostenpflichtig. Der Netzökonom könnte in diesem Punkt richtig liegen.

 

Schön bringt es Sascha Lobo – der Blogger mit dem roten Kamm bei Spiegel-Online auf den Punkt: „Facebook ist man, Google+ macht man sich“. Google+ macht das Internet – wie zuvor mit den Diensten iGoogle und Google-Alerts übersichtlich durchsuchbar. Die einzelnen Funktionen können sich die die sie kennen hier optimal zusammenstellen. Endlich hätte man ein Xing und ein Facebook ohne Restrektionen – wenn sich Google+ tatsächlich durchsetzt und die anderen Dienste nicht gerade wegen der Simplizität weiter große Reichweite aufbauen.