Mehr als nur ein Bild – wie Dirk Gornickel Portraitfotos macht, die Persönlichkeiten zeigen
Wer mit einem Foto persönlich überzeugen will, braucht ein Portrait, das mehr erzählt als Name und Funktion. Für Bewerbungen, Unternehmensauftritte oder LinkedIn-Profile entscheiden oft Sekunden darüber, ob ein Bild beim Betrachter hängen bleibt und wie es wirkt. Dirk Gornickel ist Portraitfotograf in einem Bonner Fotostudio – und überzeugt mit Bildern, die nicht einfach gut aussehen, sondern versuchen Charakter zeigen. Im Gespräch erklärt er, was ein für ihn „gutes“ Portrait ausmacht, den Weg den Menschen mit ihm eventuell beschreiten, wenn sie sich von ihm fotografieren lassen – und wie es dazu kam, dass er versucht, den Menschen vor seiner Kamera inklusive Wesenszügen sichtbar zu machen.
Portraitfotos im Business Kontext neu gedacht – Interview mit Portraitfotograf Dirk Gornickel, Bonn

Was zeichnet ein gutes Portraitfoto aus?

Tomas: Was macht für dich ein wirklich gutes Portrait aus?
Dirk: Der Ansatz, die verfügte Idee des Bildes bzw. ob es bewirkt, was es soll. Die entscheidendste Frage ist doch: Wer nutzt es, bzw wer möchte das Portrait wofür verwenden? Diese Frage bzw. ihre Antwort definiert wenn überhaupt erst den Maßstab von oder für “ein gutes Portrait”. In meinen Augen. *lacht* – „In meinen Augen“ klingt in diesem Zusammenhang fast schon witzig für mich, Um meine Augen geht es ja gar nicht. Wer bin ich, um zu urteilen, was ein gutes Portrait ist? Da kann so vieles mitspielen. Grundlage für mich ist fast immer: Vor der Kamera bestimmt, was hinter der Kamera passiert. Es geht um den oder die Portraitierte. Fast immer. Außer es gibt einen Auftrag und vor der Kamera steht ein:e Darsteller:in. Und auch dann bestimme ich nicht ich, sondern die Geschichte, welche erzählt werden will, was passiert.
Tomas; Wie findest du heraus, welche Facette einer Persönlichkeit auf dem Foto sichtbar werden soll – eher die, die bereits da ist, oder die, die gewünscht wird?
Dirk: Durch Fragen, welche genau dies betreffen. Was möchte der oder die Portraitierte bewirken, zeigen, erkennen lassen, verstecken oder behaupten zu sein? Ein Portrait eines Menschen ist so komplex in meinen Augen. Es ist ein Weg von zwei Menschen zu einem Bild.
Wie dieser Weg beschritten wird? Immer neu.
Wichtig: Vertrauen zwischen dem “vor” und “hinter” der Kamera. Wenn ich das spüre und glaube, verstanden zu haben, was das Ziel/die Geschichte des Bildes sein möchte, dann fange ich an. Manchmal sehr detailliert, behutsam und suchend, manchmal schweigend und einfach handelnd und fast befehlsartig. Wichtig aber, und das steht vor allem: die Chemie, das Vertrauen zu- und miteinander muss sich richtig anfühlen; für beide Seiten.
Portraitfotografie ist etwas sehr intimes.

Gute Portraitfotos fürs Personal Branding
Vorbereitung & fotografisches Setting
Tomas: Was sollten Menschen mitbringen, wenn sie sich von dir porträtieren lassen wollen – sowohl praktisch als auch innerlich?
Dirk: Zeit und Bereitschaft, sich mit dem Komplex Portraitfotografie und sich selbst auseinanderzusetzen. Und gerne: Ihre eigene Vision des Bildes, welches sie spüren aber noch nicht sehen.

Tomas: Wie bereitest du ein Shooting vor, damit deine Kund:innen sich wohlfühlen und sich selbst zeigen können?
Dirk: Durch Kennenlernen und ein bewusstes 1:1 Gespräch. Wenn sie ihr “ich/sich selbst” dann wirklich zeigen wollen, oder die Version des „Ichs“ welche sie haben – dann ergibt sich erst eventuell Nötiges.

Optimales Licht und Szenerie bei Portraitfotos
Tomas: Hast du ein bevorzugtes Setting – Studio, Tageslicht, Outdoor – oder entscheidest du das individuell?
Dirk: Ich bevorzuge das Setting, welches den Weg/die Geschichte voranbringt bzw. fördert und nicht bremst. Immer vom Portraitierten aus startend. Ist er/sie: scheu, extrovertiert, agil, versteckt, fordernd, kühl, nahbar, verspielt, ernst, traurig …. es gibt so viele Wesenszüge die dann wiederum in ein Zusammenspiel mit der gewollten Geschichte/dem Ziel/der Vision/der Wirkung in Einklang oder vielleicht auch Gegensatz gebracht werden wollen oder sollen. Alles wirkt mit- und aufeinander. Tag, Nacht, Stille, Zuschauer, Musik, Fotograf, Passanten, Blitze die ausfallen, Telefone die unbeachtet vibrieren oder klingeln und so vieles mehr. Mit manchen Menschen bewirkt ein Shooting im Gehen durch die Innenstadt Wunder, andere müssen sich anlehnen oder sitzen um Last zu lassen und wieder andere wollen glauben, gar nicht gesehen zu werden. Sicher häufiger kommt es vor, dass der Sonnenstand ein Shooting verhindert und wir dann einen neuen Termin mit passender Tageszeit vereinbaren.
Ich mag die Menschen und ihre Wesen. So einzigartig. Das ist es, was ich bevorzuge. Settings sind genaugenommen zweitrangig; wenn „Setting“ als ein Ort betrachtet wird.
Menschen und ihr Wesen oder Ihre Idee von sich selbst; dies sehen, spüren und festhalten zu dürfen – das ist so ein tolles Geschenk.

Wie bist Du zum gefragten Portraitfotografen Dirk Gornickel geworden?
Tomas: Wie kam es dazu, dass du dich so stark auf Portraitfotografie fokussiert hast? Was reizt dich an der Arbeit mit Menschen besonders?
Dirk: Ich habe mich mein Leben lang, immer und fast ausschließlich für Menschen und ihr Sein faszinieren können. Lange lange habe ich immer, wenn ich gefragt wurde (meist im Zusammenhang von: was soll bloß aus DIr werden), gesagt: das einzige was mich wirklich interessiert sind Menschen. Erst vor ca. 4 Jahren wurde mir überhaupt bewusst, wie treffend dieser Satz war und ist. Als ich zum ersten mal durch eine Kamera im Studio mit Blitzanlage jemanden fotografiert habe, da bekam ich Gänsehaut. Zum ersten mal konnte ich in einem Bild sehen, was ich vorher immer nur gespürt habe. Magisch.
Tomas: Gab es ein Schlüsselerlebnis, ein Bild oder einen Moment, bei dem du gemerkt hast: Genau das will ich machen?
Dirk: Ja! Mein erstes Foto, welches ich in einem Fotostudio heimlich nachts von einem Bekannten gemacht habe – der Moment als nach dem Auslösen und den Lichtblitzen das Bild auf dem Kameradisplay erschien und ich es sehen und spüren konnte.

Fazit: Ein gutes Portrait zeigt nicht nur das Gesicht – es zeigt Haltung
Dirk Gornickels Portraitfotos machen sichtbar, was gezeigt werden will und sonst eventuell zwischen den Zeilen bleibt: Haltung, Ausstrahlung, Charakter, Ideen, Visionen, Geschichten, Gefühle. Wer sich bei ihm fotografieren lässt, bekommt kein Bild von der Stange, sondern ein echtes Statement – für Bewerbungen, Teamseiten oder persönliche Marken. Im Gespräch wird deutlich: Gute Portraits entstehen nicht durch Technik allein, sondern durch Vertrauen, Gespür und gemeinsame Vorbereitung. Und durch das ehrliche Interesse eines Fotografen, der den Menschen hinter dem Bild sehen, spüren und sich dieses Menschen etwas bewusster werden möchte.
Tomas: Vielen Dank für das Gespräch, lieber Dirk!
Dirk: Danke Dir, Tomas und bis demnächst!
Weiterführende Links PortraitfotosDirk Gornickel
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