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Wahlkampf im Internet: Experten erörtern, inwieweit man vom Internetwahlkampf des US-Präsidenten lernen kann.

Wahlkampf im Internet Deutsche Parteien sind gut aufgestellt für einen Multimedialen Wahlkampf. Ortsverbände Twittern, Kandidaten bloggen, Bundeszentralen bieten Chats zur Bundestags-Wahl 2009.
Barack Obama gewann die US-Präsidentenwahl auch wegen seiner hohen Internetpräsenz. Er hat sich in die Herzen seiner Wähler ge-twittert und ständig bei MySpace die neuesten Informationen über Fortschritte in seinem Wahlkampf veröffentlicht – man konnte seine Wahlslogans sogar in Videospielen aufleuchten sehen. Ein solcher Wahlkampf scheint sehr gut zu Amerika zu passen, denn dort ist Social-Networking entstanden und Internetgemeinschaften sind nicht mehr wegzudenken. Es schien also nur eine Frage der Zeit, bis ein findiger US-Politiker die Möglichkeiten des Internets ausschöpfen würde.

Diese Strategie ist mittlerweile auch für den deutschen Wahlkampf realisierbar. Auch hierzulande ist die Bedeutung des Internets und von Social-Communities für das tägliche Leben und den Informationsaustausch enorm gestiegen. Dies haben die Wahlkampfstrategen in den Parteizentralen von CDU, CSU, Die Grünen, Die Linke, FDP und SPD erkannt und sorgen für eine hohe Internetpräsenz der Parteien und ihrer Kandidaten, was zu einer politische Mobilisierung führen kann – wie sie Obama hervorgerufen hat.

Dieser Frage gingen unlängst die Wahlkampfchefs mehrerer deutscher Parteien und etwa 350 Experten für politische Kommunikation nach. Sie gelangten zu einem zwiespältigen Urteil: Durch das Internet kann man eine Menge Menschen erreichen, sie sogar näher an das Thema Politik heranführen und schließlich mobilisieren, sich für eine politische Sache zu engagieren. Jedoch bedeutet ein Wahlkampf im Internet auch, dass die Parteien nicht mehr Herr über die veröffentlichten Inhalte sind; dass Dinge geschrieben werden können, die ihnen sogar schaden.

Der Politikberater Peter Radunski gab zu bedenken: „Obama hat Briefe geschrieben, hat direct Calls eingesetzt: Erst dabei hat er eine aktive Basis aufgebaut, die es vorher so eigentlich gar nicht gab.“ Dr. Peter Frey, der Leiter des ZDF-Hauptstudios, äußerte sich in ähnlicher Weise – man kann einen Wahlkampf nicht ausschließlich im Internet austragen.
Einigkeit besteht jedoch darüber, dass häufige Posts der Kandidaten auf Twitter etc., eine zum Teil „neue“ Wählerschaft, die User, für politische Themen aufgeschlossener werden lässt.